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Die Familie Pfäffling

Sieben Kinder haben Musiklehrer Pfäffling und seine Frau - das bedeutet nicht nur, dass sieben hungrige Bäuche gefüllt werden müssen, sondern dass auch sonst immer viel Trubel herrscht. Da ist das Nesthäkchen Else, Frieder, der beim Geigenspiel alles um sich herum vergisst, die Zwillinge Marie und Anne, die der Einfachheit halber Marianne gerufen werden, und die drei Ältesten Karl, Otto und Wilhelm, die ebenfalls in Schwierigkeiten geraten. Doch trotz allem bewahrt sich diese Familie ihre Herzlichkeit und Liebe und bewältigt gemeinsam alle Probleme. Und wird Frau Pfäffling am Ende gar "Direktorin"?

Autor: Agnes Sapper
Illustration:
ca. 204 Seiten

Ab 26.95 EUR inkl. 7% MWSt
zzgl. Versandkosten

(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Epoche

um 1900

Schauplatz

Deutschland

Abriss

Agnes Sappers Roman "Die Familie Pfäffling" ist einer der berühmtesten Familienromane des 20. Jahrhunderts, der in wunderschöner Sprache alte Werte und vor allem die Wichtigkeit einer Familie vermittelt.
(Kursiv:wird durch Ihre Angaben ersetzt)

Leseprobe

Zu den ungeschickten hatte auch Wilhelm gehört, zu den frechen nicht. Nach Pfäfflingscher Art ging er zu dem Herrn, entschuldigte sich und erklärte das Versehen, half auch noch die Spuren des Schnees abschütteln. Der Herr schien die Entschuldigung gelten zu lassen und Wilhelm ging nun seines Wegs nach Hause. Er sah nicht mehr, daß Herr Sekretär Floßmann, als er ein paar Häuser weit gegangen war, einem Schutzmann begegnete, sich bei ihm beschwerte und verlangte, er solle die Burschen aufschreiben und bei der Polizei anzeigen. Das war nun freilich nicht so leicht zu machen, denn alle, die den Schutzmann kommen sahen, liefen auf und davon.
Aber einen von Wilhelms Kameraden faßte er doch noch ab und fragte nach seinem Namen. Der zögerte mit der Antwort und sah sich um, keiner der Kameraden war noch so nahe, um seine Antwort zu hören.
„Also, dein Name“, drängte der Schutzmann. „Wilhelm Pfäffling“, lautete die Antwort, die vom Schutzmann aufgeschrieben wurde.
„Die Wohnung?“
„Frühlingsstraße.“
„Jetzt rate ich dir, heim zu gehen, wenn du nicht lieber gleich mit mir auf die Polizei willst.“ Er ließ sich's nicht zweimal sagen. Ein „Wilhelm“ war er allerdings auch, aber kein Pfäffling. Baumann war sein Name.
„Das hast du klug gemacht“, sagte er bei sich selbst. „Dem Pfäffling schadet das nichts, der ist überall gut angeschrieben, aber bei mir ist das anders, wenn ich noch eine Rektoratsstrafe bekomme, dann heißt's: fort mit dir. Ich sehe auch gar nicht ein, warum gerade ich aufgeschrieben werden sollte, der Pfäffling hat ebensogut geworfen wie ich.“
Ahnungslos und mit dem besten Gewissen saß am nächsten Abend unser Wilhelm an seiner lateinischen Aufgabe. Vielleicht war er ein wenig zerstreuter als sonst, denn er hatte sich heute bemüht, seinen Frieder, mit der Harmonika in der Hand, abzuzeichnen, und da war Frieders Gesicht so ausgefallen, daß allen davor graute. Nun mußte er unwillkürlich auf seinem Fließblatt Studien machen über des kleinen Bruders gutmütiges Gesichtchen, das sich über die biblische Geschichte beugte, die vor ihm lag. Dazu kam, daß die Mutter und Elschen nicht am Stricken und Flicken saßen, wie sonst, sondern Zwetschgen und Birnenschnitze zurichteten zu dem Schnitzbrot, das alle Jahre vor Weihnachten gebacken wurde. So waren Wilhelms Gedanken heute zwischen Weihnachten und Latein geteilt; er achtete gar nicht darauf, daß Herr Pfäffling eintrat und gerade hinter seinen Stuhl kam.
„Du, Wilhelm, sieh mich einmal an!“, sagte er. Der wandte sich, sah überrascht auf und begegnete einem scharfen, durchdringenden Blick. „Was ist's, Vater?“, fragte er.
„Das frage ich dich“, sagte Herr Pfäffling, „ein Polizeidiener war da und hat dich vorgeladen, für morgen, auf die Polizei. Was hast du angestellt?“
„Gar nichts“, rief Wilhelm und dann, nach einem Augenblick: „es kann doch nicht sein, weil wir gestern beim Schneeballen einen Herrn getroffen haben, der gerade so ungeschickt daher gekommen ist?“
„Der Herr wird wohl nicht ungeschickt gekommen sein, sondern ihr werdet ungeschickt geworfen haben. Könnt ihr nicht aufpassen?“, rief Herr Pfäffling, und bei dieser Frage kam Wilhelms Kopf auch so ungeschickt an des Vaters Hand, daß es klatschte.
„Aber, Wilhelm“, rief die Mutter und schob ihr Weihnachtsgeschäft beiseite, „warum hast du dich denn wieder nicht entschuldigt?“ Aber auf diesen Vorwurf versicherte Wilhelm so eifrig, er habe darin sein Möglichstes getan, daß man ihm glauben mußte. Die ganze Geschwisterschar fing nun an, aufzubegehren über den unguten Mann, der trotzdem auf der Polizei geklagt habe, bis die Mutter sie zur Ruhe wies; sie wollte noch genau hören, wie die Sache sich zugetragen, und woher man seinen Namen gewußt habe. Das letztere konnte aber Wilhelm nicht erklären. „Muß ich denn wirklich auf die Polizei?“, fragte er, „um welche Zeit?“
„Um 11 Uhr.“
„Aber da kann ich doch nicht, da haben wir Griechisch. So muß ich es dem Professor sagen, dann erfährt es der Rektor und schließlich kommt die Sache noch ins Zeugnis!“
„Natürlich erfährt das der Rektor“, sagte Herr Pfäffling, „die anderen sind jedenfalls auch vorgeladen. Warum machst du so dumme Streiche!“
Es war eine Weile still, jedes dachte über den Fall nach. „Könntest du nicht etwa mit ihm auf die Polizei gehen“, sagte Frau Pfäffling zu ihrem Mann, „und ein gutes Wort für ihn einlegen?“
Herr Pfäffling überlegte. „Morgen, Freitag? Da ist Probe in der Musikschule, da kann ich unmöglich fort. Das muß er schon allein ausfechten. Es kann ihm auch nicht viel geschehen, wenn es sich nur um einen Schneeballen an die Schulter handelt; war auch gewiß sonst gar nichts dabei, Wilhelm, ich kann es kaum glauben!“
„Gar nichts, als daß die andern gelacht und ungeniert weitergeworfen haben, dicht um den Herrn herum, das hat ihn am meisten geärgert. Besonders der Baumann war so frech, du kennst ihn ja, Karl.“
„Warum treibst du dich auch mit solchen herum? Da heißt es mitgefangen, mitgehangen.“ Elschen drückte sich an die Mutter und sagte kläglich: „Jetzt wird Weihnachten gar nicht schön.“ Und es widersprach ihr niemand, für diesen Abend wenigstens war die ganze Weihnachts-Vorfreude aus dem Hause gewichen.

Agnes Sapper

Agnes Sapper wurde am 12. April 1852 in München geboren. Sie war die Tochter des Juristen und Politikers Carl Ludwig Theodor Brater. 1875 heiratete sie Eduard Sapper, der in Blaubeuren Stadtschultheiß war. 1888 zog die Familie nach Esslingen, drei Jahre später nach Calw. Agnes Sapper begann ihre schriftstellerische Karriere mit der Erzählung "In Wasserfluten" anlässlich eines Preisausschreibens im Jahr 1882. Nach dem Tode ihres Mannes im Jahre 1898 zog sie nach Würzburg und begann dort ihre eigentliche schriftstellerische Tätigkeit, mit der sie eine der erfolgreichsten Autorinnen des 20. Jahrhunderts wurde. Sie starb am 19. März 1929 in Würzburg.


Eine Auswahl an Werken:

1894 Das erste Schuljahr 1904 Das kleine Dummerle 1906 Die Familie Pfäffling 1910 Werden und Wachsen 1913 Das Dienstmädchen 1922 Valentin Andrea und sein Patenkind 1922 Der Wahrheit die Ehre! 1923 Die Weihnachtskiste

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